Selbstreflexion ist ein weit verbreiteter Begriff. Doch was genau bedeutet Selbstreflexion? Wofür ist sie gut? Wie kann sie uns beruflich und privat voranbringen? Und wie können wir diese Fähigkeit entwickeln? Die Antworten auf diese Fragen findest du in diesem Artikel.
- Was ist Selbstreflexion?
- Ziele und Bedeutung der Selbstreflexion
- Selbstreflexion und Berufe
- Aspekte und Ebenen der Selbstreflexion
- Kreislauf der Selbstreflexion
- Funktionsweise der Selbstreflexion
- Formen, Methoden und Techniken der Selbstreflexion
- Beispiel für Selbstreflexion
- Selbstreflexion fördern und lernen
- Vorteile der Selbstreflexion
- Nachteile und Gefahren der Selbstreflexion
- Fragen zur Selbstreflexion
- Tipps zur Selbstreflexion
- Bücher zur Selbstreflexion
Was ist Selbstreflexion?
Selbstreflexion ist eine Form der bewussten Selbstwahrnehmung. Dabei analysieren wir uns selbst – unser Denken, Fühlen und Handeln. Wir betrachten uns selbst ganzheitlich aus einer realistisch-kritischen Perspektive.
Bei der Selbstreflexion lernen wir uns richtig kennen. Wir verstehen sowohl uns als auch unser Handeln und verändern es so, dass wir effektiver und glücklicher werden.
Selbstreflexion passiert nicht von alleine oder nebenbei. Dieser Prozess bedarf einer bewussten Auseinandersetzung mit sich selbst in bestimmten Lebenslagen.
Im Rahmen der Selbstreflexion ist es wichtig, die Aufmerksamkeit von möglichen Problemen der Vergangenheit auf Ressourcen und neue Ideen zu lenken.
Ziele und Bedeutung der Selbstreflexion
Aus psychologischer Perspektive stellt die Selbstreflexion die Fähigkeit dar, unterschiedliche Aspekte unseres Wesens zu erkennen. Die zentrale Frage dabei lautet: Wer bin ich?
Die Reflexion stellt eine wesentliche Grundlage der Problemlösungskompetenz im beruflichen und privaten Kontext dar.
Dabei sind die Ziele der Selbstreflexion:
- Mehr über sich selbst herauszufinden
- Sich besser zu verstehen
- Persönlich zu wachsen
- Kontrolle über das eigene Verhalten zu erlangen
- Eigenverantwortung zu entwickeln
- Sich im beruflichen und privaten Umfeld effektiv zu verhalten
- Harmonische und qualitative Beziehungen zu führen
Die Selbstreflexion ist eine Kompetenz, die jeden Menschen beruflich sowie privat weiterbringt und damit den nächsten Schritt in der eigenen Entwicklung ermöglicht.
Selbstreflexion und Berufe
Im Berufsleben ist Selbstreflexion sehr wichtig. Besonders bei Berufen, die eine enge Zusammenarbeit zwischen Menschen vorsehen, spielt Selbstreflexion eine große Rolle, denn sie fördert eine effektive und harmonische zwischenmenschliche Interaktion.
In vielen Unternehmen gibt es mittlerweile Coaches, die zwischen Mitarbeitern vermitteln und Feedback geben. Oft übernimmt diese Aufgabe auch der Vorgesetzte oder Teamleiter. Dadurch bekommen einzelne Mitarbeiter eine Reflexion ihrer Arbeit und der Auswirkung ihres Handelns auf ihr Umfeld bei der Arbeit.
Teamleiter, Manager und Vorgesetzte verfügen über einen bestimmten Grad an Selbstreflektion, um ihrer Tätigkeit nachgehen zu können.
Für Berater, Coaches oder Psychotherapeuten ist Selbstreflexion ein Muss, um eigene Projektionen zu beseitigen und dem Kunden eine qualitativ hochwertige Leistung bieten zu können.
Aspekte und Ebenen der Selbstreflexion
1. Ebene – Reflektion über das eigene Wesen
Das Reflektieren von sich selbst, eigener Denk- und Verhaltensmuster, Reaktionen, Werte, Bedürfnisse etc.
Typische Fragen sind:
- Wer bin ich?
- Welche Verhaltens- oder Denkgewohnheiten bestimmen mich?
- Wie wirken sich emotionale Befindlichkeiten und Gewohnheiten auf mein Verhalten aus?
Auf dieser Ebene können wir erkennen, dass wir nicht unbedingt „der Herr im eigenen Haus sind“, sondern zum Großteil von unseren Gewohnheiten und Automatismen bestimmt werden. Wir können auch feststellen, dass in uns innere Konflikte und Widersprüche herrschen.
Üben wir uns regelmäßig in der Selbstwahrnehmung, so können wir „vom Passagier zum Piloten“ unserer eigenen Gedanken aufsteigen und unsere inneren Konflikte lösen.
2. Ebene – Reflektion über das Leben und das Universum
Auf dieser Stufe treten wir aus einer konkreten Fragestellung über uns heraus und suchen das übergeordnete Ganze.
Dabei können wir verschiedene Metaebenen kreieren
- Fragen nach Glück, Erfüllung, Freude – Metaebene: Ästhetik
- Fragen nach Verhaltensnormen, Gut-Böse-Definition – Metaebene: Moral
- Fragen nach Wahrheit und Allgemeingültigkeit – Metaebene: Existenz
Dabei werden die Fragen durch eigenes Nachdenken und Reflektieren der vorhandenen Theorien beantwortet. Es entsteht ein individuelles Weltbild, das subjektiv erschaffen wird.
Durch das Reflektieren auf der zweiten Ebene ergeben die errungenen Erkenntnisse ein großes Ganzes. Sie werden im Bezug auf das Leben in einem Gesamtbild auf Sinnhaftigkeit geprüft.
Kreislauf der Selbstreflexion
Die Selbstreflexion kann man in vier Phasen aufteilen, wobei wir jedes Mal eine neue Situation in Betracht ziehen.
1. Darstellung vergangener Ereignisse und Situationen
Was ist passiert?
Welche Gefühle hatte ich dabei?
2. Verständnis über Zusammenhänge
Wieso ist es passiert?
Ursache-Folge-Prinzip
3. Analyse der Ereignisse
Welche Vor- und Nachteile ergaben sich daraus?
Was kann ich daraus lernen?
Welche Verbindung sehe ich zwischen der vergangenen Erfahrung und meinem zukünftigen Alltag?
4. Planung neuer Handlungen – Blick in die Zukunft
Welche Maßnahmen und Planungsschritte nehme ich daraus mit?
Welches konkrete Ziel nehme ich mir als Nächstes vor?
Was werde ich konkret verändern?
Wer oder was kann mir (wie) dabei helfen?
5. Handlung
Umsetzung der geplanten Ziele / Schritte
Funktionsweise der Selbstreflexion
Selbstreflexion ist ein Prozess, der unsere Bewusstheit erweitert. Er lässt uns verstehen, wie wir wirklich sind, was wir wirklich wollen, was uns bestimmt und was uns erfüllt. Es ist ein Weg, der uns Erkenntnisse über uns selbst und das Leben schenkt.
Wir als Menschen verfügen nur über eine bedingte Fähigkeit, uns selbst zu reflektieren, weshalb Hilfestellungen in Form von konkreten Aufgaben, Büchern, sowie Arbeit mit professionellen Coaches und Psychologen unsere Selbstwahrnehmung deutlich antreiben.
Die Grenzen der Selbstreflexion liegen in der eigenen Bewusstheit und dem Wunsch, diese zu erweitern.
Formen, Methoden und Techniken der Selbstreflexion
SWOT-Analyse
Eine sehr gängige Methode der Selbstwahrnehmung ist die SWOT-Analyse. Ausgeschrieben steht „SWOT“ für:
- Strengths (Stärken)
- Weaknesses (Schwächen)
- Opportunities (Chancen)
- Threats (Risiken)
Dabei geben wir Antworten auf folgenden Fragen:
1. Was sind meine persönlichen Stärken & Schwächen?
2. Welche externen Chancen und Risiken sind für mich erkennbar?
Vergangenheitsabschnitte verbildlichen
Diese Methode eignet sich, um Zeitabschnitte zu analysieren. Auf einer Zeitachse lässt sich so z.B. der Jahresverlauf mit Höhen und Tiefen darstellen.
Dabei können wir uns folgende Fragen beantworten:
- Welche Ereignisse oder Abschnitte hatten eine besondere Bedeutung?
- Was waren die Ursachen für die jeweiligen Höhen und Tiefen?
- Was lässt sich aus den positiven, aber auch weniger erfreulichen Ereignissen lernen bzw. für die Zukunft ableiten?
- Welche Stärken habe ich durch weniger erfreuliche Ereignisse dazugewonnen? Was habe ich daraus gelernt?
Selbstreflexion fördern und lernen
Durch das Anwenden genannter Techniken lernst du dich selbst besser kennen und nimmst deine Empfindungen, Gefühle, Gedanken, Wünsche und Bedürfnisse bewusster wahr. Deine Fähigkeit zur Selbstreflexion verbessert sich.
Folgende Aktivitäten steigern ebenfalls deine Fähigkeit zur Selbstwahrnehmung:
- Meditieren
- Visualisieren
- Lesen von Büchern und Blogs zur Persönlichkeitsentwicklung
- Lesen von Biografien / Filme schauen
- Austausch mit Gleichgesinnten
- Offener Austausch mit nahestehenden Personen
- Besuchen von Workshops
- Arbeit mit einem Coach oder Psychologen
- Feedback von Kunden/ Vorgesetzten/ Kollegen/ Freunden
- Hinterfragen eigener Reaktionen und Handlungen
Beispiel zur Selbstreflexion
Ein Beispiel der Selbstreflexion könnte eine Selbsteinschätzung sein und ein anschließendes Befragen von nahestehenden Personen für eine Fremdeinschätzung.
Folgende Fragen könnte man verwenden:
Was sind meine Stärken?
Was sind meine Schwächen?
Wie wirke ich auf Menschen?
Wo liegen meine Grenzen?
Wo könnte ich mich verbessern/ entwickeln?
Durch das beantworten der Fragen, denken wir über unser Verhalten und das was unsere Persönlichkeit ausmacht nach, wir reflektieren und lernen uns selbst besser kennen. Doch wir sind in unsere Selbstwahrnehmung eingeschränkt, weshalb eine Fremdwahrnehmung auch ein wichtiger Bestandteil der Selbstreflexion ist. Sie ermöglicht es uns, ein erweitertes, vollkommeneres Bild von unserer Person zu erfassen.
Vorteile der Selbstreflexion
Geistige Klarheit – Durch das Reflektieren verstehen wir uns selbst besser, innere Widersprüche werden gelöst und es entsteht Klarheit
Wohlbefinden – Durch das Reflektieren verbessert sich das Verständnis für unser Innenleben. So steigert sich unser psychisches Wohlbefinden, was auch das körperliche Wohlbefinden verbessert
Einklang – Durch das Erkennen von unseren wahren Wünschen und Bedürfnissen können wir ihnen nachgehen und so immer mehr Einklang in unser Leben bringen
Hoher Energielevel – Durch das Reflektieren erkennen wir ungesunde Verhaltensmuster, die wir lösen können. Ebenso erkennen wir unnütze Aktivitäten, die wir aussortieren können. So erhöht sich unser Energielevel
Problemlösung – Durch das Reflektieren erkennen wir die Wurzeln von unseren Problemen und können sie dauerhaft lösen
Versteckte Ressourcen – Oft tragen wir in uns Potential, das wir nicht ausschöpfen. Durch Reflexion werden diese Ressourcen erkannt
Nachteile und Gefahren der Selbstreflexion
Aufwand – Das Reflektieren bedarf Zeit und Energie. Oft brauchen wir außerdem Unterstützung in Form von Anleitung durch Aufgaben, Seminare oder Coaches.
Fokus auf sich – Bei der Selbstreflexion fokussieren wir uns auf uns selbst. Dabei lenken wir den Fokus von anderen und dem, was im Außen passiert, auf uns. So kann es passieren, dass wir wichtige Ereignisse verpassen.
In der Analyse bleiben, statt zu handeln – Bei der Reflexion kann es passieren, dass wir in der Phase des Analysierens bleiben und nicht vorankommen mit Erkenntnissen und Handlungen. Es kann vorkommen, dass wir uns im Kreis drehen statt voranzukommen.
Fragen zur Selbstreflexion
Wer bin ich?
Was macht mich glücklich?
Welche Werte vertrete ich?
Welche Bedürfnisse habe ich?
Was tut mir gut (kurzfristig, langfristig)?
Wie reagiere ich in bestimmten Situationen?
Welche Verhaltensmuster sind mir eigen?
Was verursacht diese Verhaltensmuster?
Welche Verhaltensmuster stören mich in meiner Entwicklung?
Welche Verhaltensmuster würden mich fördern?
Welche Glaubenssätze trage ich in mir, die nicht der Wahrheit entsprechen?
Welche Glaubenssätze würden mich fördern?
Welche Gewohnheiten möchte ich loswerden?
Welche Gewohnheiten möchte ich aufbauen?
Welche Stärken habe ich?
Welche Schwächen habe ich?
Was stört mich in meinem Leben?
Was habe ich?
Was habe ich zu geben?
Was ist der Sinn meines Seins/ meines Lebens?
5 Tipps zur erfolgreichen Umsetzung der Selbstreflexion
1. Meditation
Bei der Meditation lernen wir, unsere eigenen Gedanken, Gefühle und Empfindungen wahrzunehmen und zu erkennen. Wir lernen auch, uns von ihnen zu abstrahieren. Wir beobachten sie wie Wolken am Himmel.
Dadurch gewinnen wir Abstand zu ihnen und können sie besser erkennen. Wir können außerdem Zusammenhänge zwischen Gedanken und der Entstehung von Gefühlen erkennen. Wir können lernen, Gedanken loszulassen und aktiv zu kreieren.
2. Visualisierung
Visualisierung ist das aktive Kreieren von erwünschten Gedanken. Wir können zum Beispiel die Realisierung unserer Ziele und Träume visualisieren. Dies kann uns dabei helfen, sie zu erreichen und zu sehen, ob es wirklich das ist, was wir in unserem Leben wollen.
3. Rad des Lebens
Das Rad des Lebens ist ein Tool, das uns dabei hilft, jeden Bereich unseres Lebens zu reflektieren und zu erkennen, wo wir gerade stehen und wohin wir wollen.
Hier findest du eine Vorlage für dein persönliches Rad des Lebens
4. Jahresrückblick
In einem Jahresrückblick reflektierst du die vergangenen 12 Monate deines Lebens, um zu erkennen, was dir schon gut gelungen ist und wo noch unausgeschöpftes Potential bei dir liegt.
5. Schreiben eines Tagebuchs
In einem Tagebuch kannst du dir darüber bewusst werden, was sich tief in deinem Inneren befindet und dein Leben danach gestalten.
Du kannst auf diese Art und Weise auch unbewusste Überzeugungen in dir erkennen und sie lösen bzw. umgestalten. So wirst du vom Sklaven deiner Programme zum Programmierer.